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Der Ort Lalish findet in den meisten Abhandlungen über das Yezidentum Beachtung. Sehr oft wird von Autoren herausgestellt, daß Lalish der wohl heiligste Ort bei den Yeziden ist und begründen diese besondere Bedeutung mit der Tatsache, daß Lalish die Rezidenz von vielen yezidischen Persönlichkeiten und Heiligen war und immer noch ist. Außerdem fließen in Lalish die zwei wichtigsten heiligen Wasserquellen, nämlich "Die weiße Quelle" (Kaniya Sipî) und die "Zimzim-Quelle" (Kaniya Zimzim). Einige der Schriftsteller über das Yezidentum heben besonders die Schönheit und Einzigartigkeit dieses Ortes hervor, beschreiben die schöne umliegende Natur mit den erfrischenden Winden und der hervorragenden Vegetation. Jedoch wird in diesen Texten nur wenig über die dort vorherrschende spezielle Architektur, insbesondere den kegelförmigen Türmen erzählt.

Einige haben den Schwerpunkt Ihrer Beschreibungen auf die Verfolgungen und Pogrome der Yeziden im Lalish-Gebiet gesetzt. Diese Autoren haben sich in diesem Zusammenhang auch mit der Geschichte von Lalish auseinandergesetzt. Bei diesem Thema zeigt sich, daß die Autoren unterschiedliche Aussagen über die Geschichte von Lalish treffen. Die unterschiedlichen Interpretationen und Ausarbeitungen über die Geschichte Lalish´s sind bezeichnend für die unterschiedlichen Darstellungen des Yezidentums von Autoren aus dem Morgenland (Orient). Bei diesem Thema wird deutlich, daß viele Autoren meiner Ansicht nach nur selten an einer ernsthaften wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Yezidentum bemüht waren und einige sogar bewußt Unwahrheiten veröffentlichten, um dem Yezidentum ein falsches, dessen nicht würdigen Bildes zu verleihen.

Für jeden, der sich wissenschaftlich mit dem Yezidentum befassen will, ist es unerläßlich, Kenntnisse über die Entstehungsgeschichte des heiligen Ortes Lalish zu haben. Die Auseinandersetzung mit Lalish macht deutlich, daß vieles noch unerforscht ist, wie auch viele andere Aspekte im Yezidentum.

Es bedarf noch intensivster Forschungsarbeit bis sich die uns wie verstreute Puzzleteile vorliegenden Erkenntnisse über Lalish zu einem richtigen Bild zusammenzufügen lassen.

Die wenigen Abhandlungen über Lalish sind nach der Zeit des yezidischen Reformators Sheikh-Adi erschienen und sind überwiegend sehr oberflächlich bzw. fehlerhaft.

Das Interesse vieler Historiker an Lalish erklärt sich damit, daß es seit jeher das religiöse Zentrum und die theologische Quelle der Yeziden ist. In Lalish sind viele yezidische Heilige erschienen, das Grabmal von Sheikh-Adi wird in seinen Gemäuern beherbergt, und die Geschichte von Lalish ist mit dem Blut der verfolgten Yeziden getränkt.

Eine vollständige Betrachtung der facettenreichen Geschichte Lalish´s würde den Rahmen einer Zeitschrift sicherlich sprengen. Allein die Zahl der Heiligen, die in Lalish erschienen und ihre letzte Ruhestätte gefunden haben beträgt mehr als 150.

Bei einer Abhandlung über Lalish darf sich die Sicht nicht nur auf die Zeit nach Sheikh-Adi beschränken. Schließlich gilt es als erwiesen, daß Lalish vor Sheikh-Adi existierte, auch wenn dies von einigen wenigen Schriftstellern bezweifelt wird.

Die Herkunft und Bedeutung des Wortes Lalish

Das Wort Lalish wird nach meinen Erkenntnissen weder in kurdischen noch in arabischen Wörterbüchern erwähnt. Es sind mir jedoch einige unterschiedliche mündliche Interpretationen bekannt, die ich nachfolgend nennen möchte:

• Das Wort Lalish ist kurdischer Herkunft und setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: "La", der Ort und "Lasch", die Leiche, zusammen: der Ort der Leiche. Vertreter dieser Übersetzung begründen Ihre Interpretation damit, daß sich in Lalish u.a. das Grabmal von Sheikh-Adi befindet.

• Eine andere Interpretation besagt, daß Lalish aus den Wörtern "Lal" - Stumm und "Hisch", Bewußtsein gebildet wurde. Da Lalish ein heiliger Ort ist, verhalten sich die Menschen beim Eintritt sehr ruhig und geben kein Wort von sich. Es gilt die Regel, daß man sich stumm und bedächtig in Lalish zu verhalten habe.

Auch wenn die vorgenannten Interpretationen in Ihren Aussagen über Lalish zutreffend sind, entbehren sie sich einer wissenschaftlichen und damit richtigen Entschlüsselung des Geheimnisses dieses Wortes. Wie vieles im Yezidentum, läßt sich auch der Ursprung des Wortes Lalish aus einem religiösen Qewl (religiösen Gedichte, Erzählungen und Lobhymnen) ableiten, indem Lalish als Synonym für Wachstum und Fruchtbarkeit verwendet wird.

Die mythologische und religiöse Bedeutung von Lalish

Im nachfolgenden möchte ich erklären, warum Lalish die Stellung als religiöses Zentrum der Yeziden erlangt hat und welche Bedeutung von Lalish ausgeht. Im Qewl "Zebunî Meksûr" sind einige sehr wichtige Informationen hierzu enthalten:

Die Erde bebte vor Schrecken, sie ahnte, daß auch für sie Grenzen gesetzt worden sind. Oh Allmächtiger! Die Erde kann ohne den geheimen Sinn nicht zur Ruhe kommen.

Auch nach 40 Jahren war die Erde immer noch unruhig und instabil. Sie erlangte erst dann ihre Stabilität, als Lalish auf sie niederkam. Als Lalisch dann vervollständigt wurde, wuchsen die Pflanzen, die dann die Lebensgrundlage für alle Geschöpfe lieferten.

Als die Lebewesen die Erde bewohnen wollten, waren vier Elemente notwendig. Diese sind die vier Lebenselemente Erde, Wasser, Luft und Feuer. Aus diesen vier Lebenselementen wurde dann der erste Mensch und Prophet Adam gestaltet, geformt und geschaffen. Die herausragende religiöse Bedeutung von Lalish erklärt, daß es in vielen Qewl und Gebeten erwähnt wird.

Die Yeziden glauben, daß die Gebete erst dann von Gott erhört werden, wenn der Name des heiligen Ortes Lalish erwähnt wird. Aus diesem Grunde verwenden die Yeziden jährlich einmal das Wasser der heiligen Quelle (Kaniya Sipî), um Sauerteig für das Brotbacken und Joghurt zu erzeugen.

In der yezidischen Mythologie gibt es die Vorstellung, daß nach dem Ableben eines Yeziden seine Seele in Lalish am Schauplatz der Erkenntnis (Sûka Marîfetê) Rechenschaft ablegt. Die Verletzung und Verunreinigung der umliegenden Natur von Lalish wird als Sünde betrachtet und ist strengstens untersagt.